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Johanne Juliane
(1776-
 
 Schubert
1864)
 
 
 
An Herrn S. in J.
Als denselben ein Töchterchen
von 4 Jahren gestorben war

 
Kühl ists im Grab, und Gustchen schläft so stille;
Und wenn der Sturm aus tausend Wogen brüllt,
Sie schlummert sanft, sie hat nun Ruh die Fülle,
Und ewig ist ihr Schmerz, ihr Leid gestillt. -
 
Das Grab ist still, und dunkel seine Tiefe; -
Jedoch, wo ist die edle Saat, die nicht
Zuvor im Schooß des Mutterlandes schliefe,
Eh süße Frucht die Hand des Gärtners bricht? -
 
Ach viel verliert an einem gutem Kinde,
Wie Gustchen war, das älterliche Herz; -
Der Grabeshügel - er beras't geschwinde,
Doch nicht so leicht verblutet unser Schmerz.
 
Ach öd' ists nun auf den geliebten Wegen,
Wo Gustchen einst, dich froh begleitend, gieng,
Und öd' und leer, da, wo sie dir entgegen
Oft hüpfend kam, und kosend dich empfieng. -
 
Statt Freud' und Jubel sprechen nun die Zähren
Der Mutter dich um Trost und Lindrung an;
Allein dein Herz, statt ihrem Gram zu wehren,
Fühlt tiefer nur, was sie empfinden kann.
 
O sey getrost! Gott ist die ew'ge Liebe;
Und Liebe nur ist alles, was er thut;
Er wohnt im Licht; und ists uns noch so trübe,
Er meint es doch mit seinen Kindern gut.
 
Tief beugt der Schmerz, der herbe Schmerz dich nieder;
O blick empor aus deiner dunklen Nacht!
Dort findest du dein liebes Gustchen wieder,
Und rufst gewiß: Gott hat es wohlgemacht!
 
Verpflanzt von hier in einen schönern Garten
Reift sie dort früher der Vollendung zu;
Und einst verklärt euch jenseits zu erwarten,
Gieng sie ein Weilchen nur voran zur Ruh. -
 
Entgieng der Noth, dem Jammer, der Beschwerde,
Und jedem Sturm, der unserm Frieden droht;
Und lebet dort, hoch über Grab und Erde
Ein Leben, wo kein Schmerz mehr ist, kein Tod.
 
So fließen sie denn sanfter nun die Thränen,
Weint euren Schmerz, doch hebt den nassen Blick
Zum Himmel auf, wo unsers Geistes Sehnen
Erfüllung wird; - und fühlt des Christen Glück!