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Johanne Juliane
(1776-
 
 Schubert
1864)
 
 
 
An Dem. St. in B. Vor ihrer Verbindung
 
Bald wird sie nun die ernste Stunde schlagen,
Die mir der Trennung herben Becher reicht;
Vergieb es mir, Ulrike! wenn den Klagen
Die Freude, die von mir dein Glück itzt fordert, weicht;
Doch nein! ich will den Klageton ersticken;
Die Freundschaft wills, ich muß mit dir mich freun;
Doch laß noch einmal an mein Herz dich drücken,
Und denke dann auch in der Ferne mein.
 
Wer wird mit mir beim Veilchen nun verweilen,
Das einsam mir am Lebenswege blüht?
Wer tröstend mir, wie du, entgegen eilen,
Wenn wie ein Nachtgewölk mich düstrer Gram umzieht?
Dank, tausend Dank dir für die süßen Stunden,
Wo ich durch dich der Freundschaft Glück genoß,
Wo minder ich des Schicksals Schläg empfunden,
Und reiner mit der Quell der Freude floß! -
 
Ach stets, du Gute! werd' ich dich vermissen;
Stets wird dein Bild vor meiner Seele stehn;
Oft werd ich dich im Geiste zärtlich küssen,
Oft in Gedanken still dich wirken, handeln sehn;
Dich suchen, wenn so gern das Herz am schwülen
Und heissen Tag' sich an die Freundin lehnt,
Doch ach! zu bald, und tiefer dann es fühlen,
Daß sich mein Herz nach dir vergebens sehnt.
 
Doch ruhiger werd ich mein Leid ertragen,
Wenn Freud' und Glück nur deinen Pfad umschwebt;
Und mir zum Troste werd' ich oft es sagen,
Daß auch mein Bild in deinem Herzen lebt.
Vergänglich ist das Blümchen holder Weihe,
Aus dem so sanft der Geist der Liebe spricht;
Doch ewig stirbt die Freundschaft, die Getreue,
Die uns vereint, in unsern Herzen nicht!
 
Sie bleibet fest; kein Schicksal, keine Ferne
Lös't dieses Band, das uns so süß umschlingt;
Sie folgt uns nach, einst über Sonn' und Sterne,
Und krönt den Geist, der hier nach Glück und Freiheit ringt;
Sie wird es seyn, die bei den grausen Stürmen
Der Gegenwart mich süße Träume lehrt,
In ihrem Schooß, wie untern sichern Schirmen
Die Freude birgt, die sie uns oft verklärt.
 
Vergiß mein nicht, du Traute, wenn im Kreise
Der Häuslichkeit, allein mit deiner Pflicht
Du leben wirst; oft flüstre sanft und leise
Dir dann dein Schutzgeist zu: Vergiß der Freundin nicht!
Vergiß mein nicht, wenn neue Freundschaftsbande
Dich segnen; - o genieße dieses Glück;
Doch denk auch dann ans Weib im Dorfgewande,
Die dein, du Liebe! nie vergißt, zurück.
 
Vergiß mein nicht, wenn Jahrereih'n verflossen,
Wo wir vielleicht uns nur sehr selten sahn;
Fest, ewig fest bleibt unser Bund geschlossen,
Den kein Geschick, und selbst der Tod nicht lösen kann.
So geh denn hin, mit ihm, den du gewählet,
Geh froh mit ihm den Weg durchs Erdenland;
Stets bleiben unsre Herzen sich vermählet,
Und unsre Seelen ewig sich verwandt. -
 
Geh hin mit ihm, die Freuden zu genießen,
Die sanft die Tugend in dein Leben webt;
Schön müsse dir dein Erdentag verfließen,
Bis spät einst sanft und kühl sein Abend niederschwebt.
Stets wird das Glück des Wiedersehns mit Wonne
Elysiums uns unsre Pfade streun;
Bis wir im Lichtglanz einer höhern Sonne
Einst ungetrennt uns unsrer Freundschaft freun.