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Karoline (1754- |
Rudolphi
1811) |
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An meine Leyer 1777 Du, die mit holdem Spiele Mich zu ergötzen liebt; Die innigsten Gefühle Des Herzens wiedergiebt, Belebt von deinem Feuer, Das in den Adern glüht, Sing' ich, geliebte Leyer, Dir heut ein kleines Lied. Vor allem, was mir Gutes Der Himmel je beschert; Ich sag' es freyen Muthes, Bist du mir lieb und werth. Als noch in meinem Busen Der Dichterfunke schlief, Und noch nicht zu den Musen Mein Führer Kleist mich rief, Als ich noch gern im Kreise Mit kleinen Bübchen sprang, Und nach der Kinder Weise Manch lustig Liedchen sang. Schon da fühlt' ich im Blute, Ich wußte selbst nicht was? Daß ich vor frohem Muthe Oft all mein Spiel vergaß. Oft schlich ich in den Garten, Und wußte nicht warum? Als wollt' ich wen erwarten, Dann kehrt' ich traurig um; Ich fühlte, daß mir's fehlte, Und wußte doch nicht, wo? Und welches Spiel ich wählte, Ich ward nicht wieder froh. Auch hab' ich oft im Haine Dem Monde nachgeschaut; Oft lauscht' ich da alleine Mit jedem Baum vertraut. Oft in dem frühsten Lenze Flog ich hinaus ins Thal, Und wand die ersten Kränze Und macht' ein kleines Mahl, Und lud zum kleinen Mahle Amynt und Galathee, Zu tanzen in dem Thale Mit ihrer Lalage. Und dann, beym Fest der Trauben, Dann war ich froh bemüht, Zu flechten kleine Lauben, Und sann auf Spiel und Lied. Doch Spiel und Lied und Tänze, Und alles schwand mir bald; Ich hieng die besten Kränze Am Eichbaum in den Wald; Da hört' ich, wenn die Schwüle Des Tages sich verlor, Mit Flöt' und Saitenspiele Der deutschen Barden Chor. Des Frühlings Rückkehr feyern, Der Liebe Lust und Schmerz; Doch eine von den Leyern Gewann mein ganzes Herz. Oft lockte mich die Schöne Des Abends in den Wald; Da hab' ich ihre Töne Ganze leise nachgelallt, Bis einst im stillen Thale, Da schon die Schöpfung schwieg, Gehüllt im Abendstrale, Die Muse niederstieg, Und in dem Rosenschleyer Vertraulich zu mir kam, Und ich dich, liebe Leyer, Aus ihren Händen nahm. Vor allem, was mir Gutes Der Himmel je gewährt, Ich sag' es freyen Muthes, Bist du mir lieb und werth. Seit ich den Strom der Wonne Dir wiedergeben kann, Seitdem lacht mich die Sonne Noch eins so golden an; Seitdem schleich' ich verschwiegen Auf meine stille Flur, Und trink' in vollen Zügen Den Becher der Natur. Seitdem reizt mich nicht Kaiser Und König nicht zum Neid. - - Den neid' ich nur, der weiser Sich seines Lebens freut. Was sollt' ich mit viel Schätzen, Sollt' ich ihr Hüter seyn? - - Ist nicht, mich zu ergötzen, Die ganze Schöpfung mein? |