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Sibylla
(1621-
 
 Schwarz
1638)
 
 
 
Lied auff eine Französische Melodey
 
    DIr / O mein Leben!
bin ich ergeben /
Ich tuh auch / was ein Diener kan /
dennoch / mein Licht /
lohnst du mir nicht /
wie du wohl schuldig /
weil ich gedultig
die Marter nehme an.
    Wer wil vertragen
so große Plagen /
und haben keinen Lohn davohn?
bist nicht ein Knecht /
Der Treu und Recht
dient / und gedultig /
den Lohn auch schuldig?
drümb gib mir meinen Lohn.
    Zwahr deinen Willen
magst du erfüllen /
dennoch dien ich dir nicht umbsonst /
wilt du / mein Licht /
mehr mir denn nicht /
wilt du / mein Leben /
mehr mir nicht geben /
so gib mir deine Gunst.
    Wo dise Gaben
ich nicht kan haben /
so werd ich grau auff einen Tag /
wo ich dis nicht
erlang / mein Licht /
daß deine Straalen
auff mich frey fallen /
verlohren ist die Sach.
    Schau der Welt Sachen /
wie eß die machen /
wie eß vohn anfang ist gemacht /
Schaw an das Vieh /
das sich / ohn Müh /
fein pflegt zu paaren /
laß uns auch fahren
den Weg / da Glücke lacht.
    Soll'n dan die Zeiten
vohrüber schreiten /
in den'n die Jugend Bluhmen bringt /
ohn Lust und Freud /
in lauterm Leid?
komb doch / mein Leben /
du kanst mir geben /
wohrnach die Jugend ringt.
    Ich wil gedenken /
du wirst mir schencken
für meine Müh die zarte Schoß /
und was noch mehr
ich auch begehr /
kom / meine Sonne /
komb meine Wonne /
mach mich der Seuffzer loß!
    Wo diese Gabe
ich nuhr bloß habe /
so werd ich frey von aller Noht;
geschiht eß nicht /
daß mir mein Licht
die Gunst wil geben /
kan ich nicht leben /
bin schon fast lebend todt.
    Drümb diss Bedingen
lass mir gelingen;
mein Lieb / wo du mich lieb gewinst /
so liebe recht /
wie ich dein Knecht;
lass sich nicht enden
die Lieb / noch wenden /
so hab ich den Verdienst.
    Lass sich nicht enden /
noch einmahl wenden
die Liebe und Bestendigkeit /
so kan ich seyn
ganz ohne Pein /
lass dich nicht lencken /
du must gedencken
Wo Lieb ist / ist auch Neid.