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Elisabeth
(1808-
 
 Kulmann
1825)
 
 
 
Der Mittag
 
Das Auge blendend, heben
Sich in des Himmels Mitte
Prunkvolle Silberstufen
Aus leichtgewebten Wolken.
Es raget auf der Stufen
Erhabensten ein blanker
Topasner Thron, auf dem du
In Diamantenglanze
Am Mittag ruhst, o Sonne!
Nach allen Seiten strömen
Von deinem hehren Sitze
Zur Erde goldne Quellen
Herab, ein Strahlenregen,
Und dringen in des Erdreichs
Fruchtbaren Schooß, jedweden
Gewächses Keim entwickelnd.
Es ruhen Hirt und Heerde
Indeß im kühlen Schatten
Am Rand des dunklen Waldes,
Und freuen sich des Baches,
Der ihren Durst mit klarer,
Reichhalt'ger Welle löschet.
Sieh, an derselben Stelle,
Wo gestern nichts als Grün war,
Bedecken heut die Wiese
Neuaufgesproßne Blumen!
 
 
 

Anmerkung des Herausgebers K. F. von Großheinrich:
 
»Lieber Fricke! (denn du warst ja auch mein Schüler: ich habe dich ja zu deiner Reise nach Italien und Rom, das dich bereits zum Mitglied seiner Malerakademie gewählt hat, dadurch vorbereitet, daß ich dir des Landes Sprache beibrachte) lieber guter Fricke, male mir doch diese Mittagsscene auf ein Stückchen Leinwand!«