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Elisabeth
(1808-
 
 Kulmann
1825)
 
 
 
An eine Sperlingsmutter
 
Sei ruhig, nicht zum Kummer
Hab' ich dein Nest entdeckt,
Im Winkel zweier Sparren
Des Daches klug versteckt.
 
Von nun an theil' ich täglich
Mit deiner Brut mein Brot:
So viel wird Gott schon geben,
Er läßt uns nicht in Noth.
 
Gewöhnt an mich allmählig
Sich deiner Kinder Sinn,
Sag ihnen, wenn sie fragen,
Daß ich die Ahnin bin.
 
 
 

Anmerkung des Herausgebers K. F. von Großheinrich:
 
Als E. eines Tages ihrer Mutter auf den Speicher ihrer Hütte folgte, entdeckten sie ein Sperlingsnest mit vier Jungen, die noch halbnackt waren. Augenblicklich stieg sie wieder hinunter, und kam bald darauf mit etwas in Milch getauchtem Weißbrote zurück, das sie unter die Jungen vertheilte. Dies Ätzen wurde, trotz ihrer Furcht die Speichertreppe zu ersteigen, so lange fortgesetzt, bis die Sperlinge das Nest verließen.