Zur Startseite
 
Inhalt      Register
 
 
< voriges Gedicht           nächstes Gedicht >
 
Natalie von
(1802-
 
 Herder
1871)
 
 
 
Räthsel
 
Ich bin ein sonderbar, verwickelt Ding,
  Der eitlen Größe nah, oft folgten mir Gebrechen.
Wenn ich mich an des Unglücks Ferse hing,
  Konnt' ich das stärkste Herz durch Sorg' und Kummer brechen.
Vielseitig kannst Du lange drehen mich und wenden,
  Rechts lieben Advokaten mehr mich als Clienten.
Ich beuge willig mich vor Dir in allen Sprachen,
  Kann Rück- und Vorwärts geh'n, auch krank beim ersten klagen.
Ich bin des Todes trauriger Begleiter,
  Doch auch des Glück's, dann wirst Du froh und heiter.
Zu spiel ich eine große Rolle in der Welt,
  Wo man mich blind dem Schicksal an die Seite stellt.
Leicht fang' ich Dich mit fein' und groben Stricken,
  Müßt' ich auch meine Stellung dann verrücken.
Bei kommen kannst Du mir und manchen andren Leuten,
  Die gern sich um mein Lob und schöne Worte streiten.
Ein geben kann man mich als Würze der Gedanken,
  Obgleich im Doppelsinn die ält'sten Pfosten wanken.
Aus geben sie mir auch zuweilen als Begleiter,
  Dann bin ich manchmal grob, und schlag' den Feind oft weiter.
Willkommen bin ich nie, zwingt mich die Noth zum Bunde,
  Vor eilt mir Fama gern, mit gut' und böser Kunde.
Allein nennt man mich schwierig oft und kritisch,
  Doch komm' ich über Dich auch wohl politisch.
Vorn bin ich bei den kleinen Kindern an dem Hut,
  Der Schiffer braucht am Schirm mich in der Luft sehr gut.
Ich führe Dich zur Haft zum Keller durch die Thür;
  Hast Du mich nicht gelös't, so kann ich nichts dafür.