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Catharina Regina (1633- |
von Greiffenberg
1694) |
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Spazir- oder Schäfer-Liedlein 1. IN den angenehmen Auen / komm ich / Gottes Güt zuschauen / wann der Abend einher bricht. wann die Schäflein bey der Tränke / seinen Wundern ich nachdenke / meine Lobes-Pflicht verricht. 2. Setz mich bey dem Bächlein nider / und betrachte hin und wider / meines Schöpffers Schaffungs-Kunst / in der Erden Blumen-bringen: die will mit dem Himmel ringen / ob ertheilter Gnaden=Gunst. 3. In dem kommet mir zu Ohren / so beliebt und auserkohren meiner Nachtigalle Schall; da die Tochter in den Lüfften macht erschallen aus den Klüfften; dir sey Preiß / O ewigs All. 4. Pflegt die lange Zeit zu kürzen / und die Einsamkeit zu würzen / mit der keuschen Bücher-Lust: jedes Blat / ist mir ein Flügel / und ein nachgelassner Zügel / zu der süssen Himmel Brust. 5. Laß die Schaf' in Schatten stehen / pfleg dieweil auf sie zu sehen: denke dieser Hoheit nach / die künfftig werd besitzen / da mein' Ehren-Kron wird glitzen als die Sonne tausendfach. 6. Ob ich dieser Zeit schon habe nichts / als meinen Hirtenstabe: weiß ich doch ein Königreich inner dem Saphiren-Dache / und Demantinen Gemache / das ich sterbend' erbe gleich. 7. Lebe von der Schäflein Wolle / wünsche nichts / als was ich solle / bin in meiner Armut reich / und ein Königin bey Schaafen / kan ohn' Angst und Sorgen schlaffen / werd ob keinem Stürmen bleich. 8. GOttes Lob ist all mein dichten: alls pfleg' ich dahin zu richten / daß sein Name werd gepreist. In betrachtung seiner Wunder / leg' ich mich: und werde munder / daß er der noch mehr mir weist. |