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Sibylla (1621- |
Schwarz
1638) |
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Wieder die Feinde ihrer Fretowischen Fröhligkeit DU wollest / günstiger lieber Leser / dich nicht einbilden / das volgendes Getichte etwa disem oder jenem zu schimpfe gemachet sey / oder wollest dich auch nicht unterstehen die meinung zu fassen / daß du die jenen Persohnen / die den Neid alhie bedeuten / kennest / sondern dasselbe vielmehr zu deiner Ergetzung gebrauchen / und die bedeutung / weil sie dich nicht angehet / auch nicht zu wissen begehren. Die aber / die unserm Fretow / weiß nicht worümb / feiend sind / wil ich unter dem Neid nicht verstanden haben / weil daselbst etliche unter sein / den ich mehr zu dienen / mit höchster gehorsamer Liebe / verpflichtet bin / als unserm Fretow / kegen die sich auch meine Feder nicht erheben sol / weil ich mich nicht allein (wen ich dieselben einen Neidt nennen würde) an Gott / sundern auch an unserm Fretow / das sich denselben Persohnen gerne unterwürffig macht / zum höchsten versündigen würde. Die jenen aber / die ich undter dem Neidt verstehe / sind Menschen / vielmehr aber Unmenschen / die doch ihre böse Verleumbdung / als vergifftige Schlangen und Basilisken unser Fretow / da die Nathur all ihren Reichthum / und die Freundtschafft ihren Sitz hat / gleichsahm stechen / vnd sich darüber (welches mich noch am meisten verdreust) so inniglich kitzlen / wan andere / die es doch wol guhte macht haben / etwa aus schertz böses davon reden. Du wollest auch nichts darin Schwermerey zu sein dich düncken lassen / In dem du nicht weissest / was es bedeutet / sondern gedencken / daß es meinen Fretowischen / die die Bedeutung wol wissen / allein zu Ehren geschrieben sey / denen ich auch mit höchster und unsterblicher Freundschafft zugethan verpleibe / und in derer unwandelbahren Gunst Ich mich hiemit getrewlich empfehle. Den 9. Februarij An. 1634.S. S. Fürstl. Fretowische Hoffmaisterin H. L. G. [= Hilf Lieber Gott] APollo sey gegrüst mit deinen Pierinnen / Mit deiner Fröligkeit / mit deinen Neun Göttinnen / Sampt der bemühten Schar / die itzt zu felde liegt / Die Schildt und Waffen trägt / und mit dem Neide kriegt. Glück zu / du wehrte Schar! Ich bin zu Lande kommen Auß einer rauhen See / und hab auch schon vernommen / Daß abermahl der Neid hatt mit euch angesetzt; Ich komm ich komme schon / die Feder ist genetzt / Und spring euch Frölich bey. Last Helm und Schild nur liegen / Wir wollen mit der Krafft der klugen Feder kriegen Ach Phöbus steh uns bey / laß deine Kinder nicht / Weil ihnn der letzte Schweis schon aus dem Hertzen bricht. Itzt hat ein newer Streit sich / hör ich angespunnen / Wo aber nichtes mehr / so haben wir gewonnen. Wir lieben Fretow noch / und lobens Tag und Nacht / Der Neid doch ist ihm feindt / und hett eß lengst gebracht Ins Hauß der Sterbligkeit / wen keine Bücher wehren / Wen nicht Apollo uns die Feder halten lehren / Mit der Ich itzund bald dem Neide sagen will / Wie wenig seine Macht / und was sein böses Ziel Bey unsern Musen gilt. Erst muß ich billich fragen: Was hast du schnöder Neidt von deinem falschen sagen / Das wieder Fretow laufft? Was hastu doch vor Lohn Von deiner Plauderey? Was mehr als Spott und Hon? Herkegen fragestu / was wir dafür erlangen / Daß wir das schnöde Dorff (wie du es nenst) umfangen Mit steter Lieb und Lob? da haben wir die Kunst Der dreymal dreyen für / da kan ich für ererben Die Gnade / daß ich magk in derer Armen sterben / In derer Augenschein / ohn die mich auff der Welt / Und wehr eß noch so schön / sunst nicht es wolgefellt. Drüm soll mein Fretow auch noch nicht bey mir veralten / Weil ich die Feder noch kan in den Händen halten. So lang mein Auge sieht / solang mein Fuß noch geht / So lang als noch mein Geist in seinem Kerker steht / Soll Fretow auch noch seyn; so lang der grosse Wagen / Auff dem die Sonne fehrt / noch wirt die Nacht verjagen; So lang das kleine Licht uns in der Nacht noch scheint / So lang der Himmel uns die Decke nicht verneint / Soll auch mein Fretow sein. Und wo der Tugend gaben Auch nach dem Tode noch ein stetes Leben haben / So fehrt das Leben auch auß unserm Fretow nicht / So lebt es / und besteht / wan alles kracht und bricht. Der Neidt doch aber stirbt / und muß gar bald erbleichen / Und / weil er sterblich ist / dem unsterblichen weichen. Dan wo wirt doch der Neidt und alle Misgunst sein / Wan dieses grosse Hauß der Welt wirt fallen ein? Und wan das letzte Fewr wirt ümb und ümb uns brennen / Wer wirt doch dan den Neidt / den Sohn der Misgunst kennen? Wo wil er dan doch hin? So wirt mein Fretow stehn Mit seiner Siegesfahn / und bey der Trewe gehn / Weil Freundtschafft in ihm wohnt / der ich itzundt zu Ehren Die Feder angesetzt / und allem Neidt zu wehren Aufs beste bin bedacht. Du unverschämter Neidt / Heut suche nur dein Grab / gedencke was für Leidt Du uns hast angethan mit deinem falschen Klagen? Darauff ich itzund dir will meine Meinung sagen / Und schreiben nur / wie weit ich Fretow loben kan / Und was für grosse Schmach du uns hast angethan. Du sagst / und tichtest viel / es mangelt Holtz und Weide / Und wan du mehr nicht weist / so trägt es schlecht getreide / Baldt ist kein Reichthum da / baldt macht das Wasser kalt / Baldt mangelt dis baldt das / baldt ist kein grüner wald / Baldt liegt der Ort nicht guht / und was du sonst kanst finden / Dardurch du uns der Trew vermeinest zu entbinden / Und gäntzlich bist bedacht der wehrten Freundtschafft Schar / Durch deine Plauderey / zu trennen gantz und gar. Und (O du schnöder Neidt) wie lachstu doch im Hertzen / Wan etwan einer kompt / der offtermahls im schertzen Uns zuverkleinern meint / und wan dir das gefellt / So wird der Nahme Neidt mit recht dir zugestellt. Du trennest uns doch nicht / wan schon kein Holtz noch Weide Bey uns vorhanden wehr / wan schon kein guht Getreide Auff unserm Acker wüchs / was gehet uns das an? Das Dannholtz haben wir / das gnug erfrewen kan / Darauff der Helicon so zierlich ist gegründet / Auff dem ein jeder Freundt der Musen Ruhe findet / Und sonst kein holtz begehrt; Ist auch kein Reichthumb hier / Die Freundtschafft macht uns reich / wir kommen nicht zu dir / Und bitten unser brodt / wir wollen das nicht haben / Was du für Reichthumb heltst / sind reicher von den gaben Der Freundtschafft / als du bist; du meinst das schnöde Gelt Mach einen Menschen reich / und frömmer in der Welt: Wie weit doch irrestu? Zwar mag man sich nicht schemen / Wan einer so viel hat / davon er was kan nehmen / Wans Noth und Ehr ertzwingt: Die Nahrung auch ist guht / Und muß getrieben sein durch einen frommen Muht / Und nicht durch Geitz allein. Wir können uns auch nehren Mit wenig / weil wir nicht so viel / als du begehren / Und doch sind reich genug / so weit der reich darf sein / Der auff das höchste Guht im Himmel denckt allein. Vermeinestu / du wirst bey deinen Schetzen bleiben? Es kan der Krieg und Todt dich leichtlich davon treiben / Wie leidt gehts dan dir ab? Drümb ist der besser dran / Der sich mit wenig Guht itzt redlich nehren kan: Ob schon er offtermahls wird über güter klagen / So tröstet Gott ihn selbst / und sagt von größern Plagen / Die offt ein Reicher hat; als: wen er schuldig ist / Was hilfft Ihm dan sein guht / sein gelt / das er erkiest? Weils ihm dan nicht gehört / und sein nicht ist zu nennen / Und es ein ander wirt für sein / mit recht / erkennen. Und wan er den bezahlt / wor bleibet dan das Gelt? So hat der Reiche kaum das Leben in der Welt. So ist der Arme reich / und hat ein guth Gewissen / Trinckt seinen Wein in Ruh' isst seinen reinen Bissen In Fried und Einigkeit / sorgt nicht für jenen Tagk / Und denckt daß ihn sein Gott auch was bescheren magk / Im fall er leben soll; sorgt mehr für seine Sehle / Als für den schnöden Leib / entkömpt dar durch der Höhle / Und steiget Himmel an. Nu frag ich recht und wol: Ob man mein Fretow dan für arme schelten sol. Das Wasser / das da ist / ist nützlich auch zu nennen / Und wan auch das nicht wehr / so würd ich schwerlich kennen Den grünen Helicon. Auff diesem Wasser steht Des bleichen Charons Schiff / das in die Felder geht / Da keine Sterbligkeit / kein Leumden wird gefunden / Da du / du schnöder Neidt / durch Weißheit überwunden / Im finstern Kerker liegst; auch ist des Wassers Lust Nur der Poeten Volck allein sehr wohl bewust / Die allzeit frölich sein bey diesen sanfften wellen / Und ihren Frewden=Tantz sampt andern hier anstellen / Die ihre Diener sein; Ein jeder Schäffer singt / Daß selbst der Helicon gahr hell davon erklingt / Von seiner Galateh / und kan viel besser greiffen An disem Ort / als sonst / auf seiner guhten Pfeiffen. Dazu wan Fewersbrunst zum offtern mögt entstehn / So kan man also fort zu diesem Brunnen gehn. Wie wolt ers auch doch kalt an disem Orte machen? Das ist ja unerhört / und billig außzulachen / Weil ümb und ümb dis feldt durch Lieb' und Freundschafft brennt / Die auch dis Wasser liebt / und keine Kälte kennt. Auch / sagstu / ligt der Ort an keinem guhten Ende: Nun seh ich deine List / wol ist sie sehr behende / Mit der du uns ankömpst; Ich glaub es leicht dir zu / Das dieser Ort nich liegt so / das du deine Ruh In Ihm erfinden kanst / dan weil die Musen leben / Wirt wahrlich dieses Feldt dir kein guht Wort noch geben / Und weil du das nun siehst / so sagstu wie es ist: Eß ligt der Ort nicht guht / den wir uns außerkiest. Eß weiß ein jeder wol / der deine Falschheit kennet / Daß unser Fretow dich gahr billich Feyendt nennet; Und weil dis schöne Thal dir zwinget deinen Muht / So sagstu wol vor dich: Eß liegt der Ort nicht guht; Dieweil dich niemand wil auf unsern Grentzen laßen / So mustu darumb wol die schönen Felder haßen / Dan wer dein Feiend ist / da dient es nicht für dich; Der Ort ist dir nicht guht / an dem ein jeder sich Dir zu entkegen setzt: Zu dem kanstu nicht leiden Der Tugendt Kegenwart / drümb mustu billig meiden Und Lästern diesen Ort; Du woltest wol daß hier Kein Lob / kein Ruhm mehr wehr / so wehr der Ort für dir. Itz ist er gantz für uns / die wir ihn billig lieben / Weil uns da nichtes muß auf dieser Welt betrüben: Er ist der Weißheit Burg / ein Bollwerck / Schutz und Schildt Der Freundtschafft / die dich hasst / drum thu nur / was du wilt / Hier ist dein Kegensman / es wohnet hier beisahmen Der Trew und Freundtschafft Volck bey denn man deinen Nahmen Nicht angeschrieben findt / bey denn man deiner lacht / Und deine Tyranney den Fliegen gleiche macht. Bey den'n man nichtes mehr / als lauter Friede findet / Als lauter Einigkeit / die uns zusahmen bindet / Und heist uns Freunde sein; Bey denen deine List / Mit der du alles zwingst / nur lauter Ohnmacht ist / Und wie ein blosser Rauch; Drüm ist dir nur zu rahten / Daß du die Thüre suchst / und deine schlechte Thaten / Am leichten Pöbel brauchst / weil das / das dich gefellt / Uns gantz zu widern ist / drümb such nur in der Welt Dier einen andern Ort / und auch geleicher Leute / Laß uns dis liebste Feldt zu einer schönen Beute / Zur Lust und Fröligkeit / das Phebus uns beschert / Und das die Venus auch von Hertzen liebt und ehrt. Weil hier die Liebe wohnt / und bey dir wohnt das Hassen / Hier wohnt bestendigkeit / du kanst gahr balt verlassen / Was dir hat eins beliebt / bei uns auch wohnt die Trew / Und stehte Fröligkeit / bei dir wohnt Leidt und Rew; Bei uns wohnt Fröligkeit / die Demuht auch darneben / Und du (die Hoffart selbst) bist nur von bösem Leben / Von zancken / streit und zorn / hier scheint der Freundtschafft Licht / Drümb geh nur / packe dich mit deinen schnöden Wercken / Wir wollen mehr und mehr sonst kegen dir uns stercken; Laß von dem Leumbden ab / und das gebieten wir; Krafft unsrer Freundschafft Bandt / Krafft unsrer Liebe / dir. Und das nimb so verlieb / was ich dir itzt geschrieben / Biß das du uns wirst mehr mit Plauderey betrüben / So wil ich nicht so lang / wie itzundt ist geschehn / Ohn Feder und Papyr auff dein Verleümbden sehn. |
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