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Sibylla (1621- |
Schwarz
1638) |
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An den unadelichen Adel GNade Juncker / ich muß fragen: Wo hinauß? Ihr fallet schier: Atlas kan den Himmel tragen Ohn' euch darumb bleibt nur hier: Ewer stoltz sein wil mich treiben / Euch ein schlechtes Lied zu schreiben. Dedalus weiß sich zuschwingen / Krafft der Flügel / hoch empor / Icarus wil höher dringen / Meint ihm noch zu kommen vor / Aber muß auff Erden liegen / Als er wil gen Himmel fliegen. Also kan man heut noch sehen / Wie so mancher Edelman Seinen Ahnen nach wil gehen / Der doch kaum nur sehen kan Spiesse / Harnisch / Büchs und Degen / Die da Edel machen pflegen. Wer den Weg der Demuth kennet / Der ist Edel nur allein / Wer sich selbst unedel nennet / Der mag zweymahl edel sein; Der ist edel von Gemüth / Und nicht schlecht nur vom Geblüt. Marius wil nicht viel preisen Seiner Ahnen Ruhm und Schild / Sondern wil viel lieber weisen An ihm selbst der Eltern Bild; Denn es sind nur bleiche Wangen / Die mit frembder röhte Prangen. Er weiß frewdig aufzulegen / Was ihn machet lieb und wehrt; Seine Büchse / Spieß und Degen / Sein voll Schweiß / und nasses Pferd / Und darzu der Leib voll Wunden / Die zumteil noch nicht verbunden. Der kans nachthun seinen Ahnen / Der da schützt sein Vaterland / Nicht allein mit rohten Fahnen / Sondern auch behertzter Hand / Der da kan viel Nutzen schaffen / Und auff harter Erden schlaffen. Mancher weis uns vorzusagen Viel von seiner Tapfferkeit / Wie er manchen Held erschlagen / Ey es ist der Warheit weit! Katzen meint er nur und Mäuse / Wilde Flöh und zahme Läuse. Dieser pflegt sich außzuschmücken / Zieret mit den Sporen sich / Leßt das Kleid mit Silber sticken / Kreußt das Haar so meisterlich / Aber ach ihr Stoltzen Narren! Adel wechset nicht in Haaren. Jener endert die Geberden / Gott! was braucht er Phantasey! Bückt sich offtmahls biß zur Erden / Hawt sich mit der Hand entzwey / Scharret weitlich in den Sande / Meint / das dien zum Adelstande. Pfleget mit den Augen wincken / Bricht mit frembder Stimm hervor / Hebt / auß Hoffart / an zu hincken / Zieht den hut aufs eine Ohr / Viel auch reden durch die Nasen / O der zwey mahl grossen Hasen! Dabey muß es noch nicht bleiben / Schawt doch / wie sie heben an Grossen Titel sich zu schreiben / Der oft auff den Brieff nicht kan: Aber grosse Titel sterben / Können gar kein Lob erwerben. Wird von einem nur gesaget / Daß er etwas weis und kan / So wirdt anfangs bloß gefraget: Ist er auch ein Edelman? Ist ers nicht / so wird verlachet / Was er je und je gemachet. Der hergegen wird gepreiset / Der von grossen Eltern her / Ob man ihm zwar offt beweiset; Daß er aller Tugend leer: O ihr Narren! O ihr Thoren / Mit des Midas Esels Ohren! Laßt euch; bitt ich / weisen heute / Weil ihr blind seyt ümb und an: Ihr seyt nur als andre Leute / Adel ist ein blosser Wahn; Denckt nur / wie der Teuffel lachet / Wenn er euch so stolz gemachet. Ich weis gar wol ewre Sinnen / Der ist euch an Adel groß / Der viel Güter kan gewinnen / Ob er zwar an Tugend bloß / Der ein stücke Land besitzet / Daß ihn offtmahls wenig nützet. Hohe Schlösser / dicke Mawren / Grosse Dörffer / Gelt und Gut / Schöne Pferde / reiche Bawren / Das macht euch den grossen Muth; Nun der Krieg euch das genommen / Müßt ihr zu den Bürgern kommen. Habt offt kaum das Brodt zu essen / Hungert manchen langen Tag / Und seit dannoch so vermessen / Daß man sich verwundern mag / Ja ein kluger muß euch weichen / Kan euch kaum das Wasser reichen. Die in Phebus Hütten leben / Müssen / ob es schon nicht recht; Euch die Oberstelle geben / Ihr seit Herren / sie die Knecht; O geht hin / und laßt euch lehren / Wie ihr andre auch solt ehren. Hab ich nun zu viel geschrieben / Zürnet nicht / nur denckt allein / Daß ihr mich darzu getrieben / Warheit wil gesaget sein: Euch Gestrengen / Edlen / Vesten Ist es je geschehn zum besten. |