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Francisca
(1894-
 
 Stoecklin
1931)
 
 
 
Meinem Vater
 
Vergib, daß ich dich oft
mit meinen Tränen störe,
und meine Schwermut,
meine Kümmernisse zu dir klage.
Ich glaube, Tote
haben keine Tränen.
Und dir gehört das schönste Lächeln
und die hellste Krone
nach deinen langen Leidensjahren.
Schon als du
auf dem Totenbette lagst,
schien alles Leidende
von dir genommen.
Dein Antlitz war so mildversöhnt
und schmerzerhaben,
wie das der Heiligen
in gläsernen Särgen.
Ich küßte dich
auf deine edle Stirn -
und eine Träne fiel
in deine Augenhöhle.
- Hast du sie noch -
die Träne meines frömmsten Schmerzes?
Und darf sie sein,
von deinem seligen Ausdruck
ewig überlächelt?