Zur Startseite
 
Inhalt      Register
 
 
< voriges Gedicht           nächstes Gedicht >
 
Thekla
(1866-
 
 Lingen
1931)
 
 
 
Die Sünde
 
Wie ging sie mir lockend und lachend zur Seit',
Die Sünde in purpurrotem Kleid,
So lang', bis sie mich gefangen -
Dann wurde sie hässlich und frech und kahl
Und ist, als sie mir den Frieden stahl,
Hin zu einer Andern gegangen.
 
Dort fängt sie ihr Handwerk von neuem an,
Legt trügend die gleissenden Kleider an
Und leuchtet wie tausend Sonnen -
Ich seh sie von Seele zu Seele gehn
Und kann sie nicht halten, es muss geschehn,
Ihr furchtbar Spiel ist gewonnen.
 
Und ihr zur Seite, ein Schatten treu
Und unzertrennlich, - das ist die Reu'!
Vor der giebt es kein Entrinnen -
Sie wird dich finden beim Schlafengehn,
Des Morgens an deinem Bette stehn,
Mit dir den Tag zu beginnen.