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Elisabeth
(1808
 
 Kulmann
-1825)
 
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Elisabeth Kulmann (Elisaveta Borisovna Kul'man)
 
Bildnis der Dichterin Elisaveta Borisovna Kul'man
 
Elisaveta Borisovna Kul'man
 
Geboren am 5. 7. 1808 in Sankt Petersburg,
gestorben am 19. 11. 1825 in Sankt Petersburg.    *)
 
Tochter eines russischen Offiziers, nach dessen frühem Tod die Familie in Armut geriet. Die Mutter, eine geborene Deutsche, sorgte dennoch für eine gute Ausbildung ihrer Kinder. Elisabeths außergewöhnliche Begabung zeigte sich schon sehr früh. Von ihrer Mutter unterrichtet, sprach und las sie mit sechs Jahren flüssig russisch und deutsch. Ein Freund der Familie, Karl Friedrich von Großheinrich, unterrichtete Elisabeth in verschiedenen Fremdsprachen. Der Direktor der Berkwerke in Sankt Petersburg Meder, ebenfalls ein alter Bekannter der Familie, ließ Elisabeth am Unterricht seiner beiden Töchter teilnehmen. Dort erhielt sie eine Ausbildung in Mathematik und Naturwissenschaften, sowie in Zeichnen, Tanz und Musik. Elisabeth Kulmann war außergewöhnlich sprachbegabt. Sie sprach fließend: Russisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch sowie Neugriechisch. Außerdem verstand sie Latein, Altgriechisch und Kirchenslawisch. Sie verfaßte etliche Übersetzungen, so übertrug sie beispielsweise Gedichte Anakreons in acht Sprachen, die Tragödien des Russen Oserow ins Deutsche, einige Dramen von Alfieri aus dem Italienischen ins Russische und Deutsche, spanische Fabeln und Gedichte ins Deutsche und vieles mehr. Eigene Dichtungen schrieb sie vorwiegend in ihren Lieblingssprachen Russisch, Deutsch und Italienisch. Ihr Lehrer K. F. von Großheinrich, der später ihre deutschen Gedichte herausgab und auch eine Biographie der Dichterin verfaßte, schickte einige deutsche, französische und italienische Dichtungen Elisabeths, die sie als Dreizehnjährige geschrieben hatte, an Goethe und Jean Paul. Beide lobten ihre Gedichte und Goethe prophezeite Elisabeth Kulmann eine ehrenvolle Stelle in der Literatur, egal in welcher der ihr bekannten Sprachen sie schreiben würde. Als im November 1824 eine verheerende Überschwemmungskatastrophe Sankt Petersburg heimsuchte, erkrankte Elisabeth Kulmann schwer. Trotz ihrer Krankheit arbeitete sie weiter an ihren Übersetzungen und Dichtungen, bis sie ein Jahr später im Alter von 17 Jahren starb. Kaiserin Alexandra Feodorowna und Großfürstin Helena Pawlowna ließen auf dem Grab Elisabeth Kulmanns ein Denkmal errichten. Darauf befinden sich Inschriften in den ihr bekannten Sprachen, darunter auch die lateinische: Prima Russicarum operam dedit idiomati graeco, undecim novit linguas, loquebatur octo, quamquam puella poetria eminens (Die erste Russin, die griechisch lernte, elf Sprachen verstand, acht sprach, obgleich ein junges Mädchen, dennoch eine ausgezeichnete Dichterin).
 
Literatur: Karl Friedrich von Großheinrich: Elisabeth Kulmann und ihre Gedichte in: Sämmtliche Gedichte von Elisabeth Kulmann, herausgegeben von K. F. von Großheinrich. Fünfte vollständige Ausgabe.
Leipzig: Wigand 1847.
 

*) Geburts- und Todesdatum beziehen sich auf den Julianischen Kalender, der im 19. Jhdt. in Rußland noch gebräuchlich war. Nach dem damals in Deutschland bereits verwendeten Gregorianischen Kalender lebte Elisabeth Kulmann vom 17. Juli 1808 bis 1. Dezember 1825.
 
 
 
 
 
 
 
Zwei Lithographien, die das Denkmal und das Wohnhaus von Elisabeth Kulmann zeigen: http://www.wortblume.de/dichterinnen/kulitho.htm
 
Eine umfangreiche Bibliographie zu Elisabeth Kulmann findet sich unter http://www.ussr.to/Ukraine/grigory/kulbibl.htm
(Webseite in russischer Sprache)