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Sidonie
(1852-
 
 Grünwald-Zerkowitz
1907)
 
 
 
Wozu zwei Augen mir und ein Mund
 
Süß ist es in der Dämmerstund'
Zu feiern von Tagwerks Lasten,
Wie der Sommertag, der Blumen bunt
Geküßt, geht abends rasten.
 
Doch haben zwei Augen und ein Mund
Erst kaum das Süße erfahren,
Den allersüßesten, hehren Grund,
Weshalb sie erschaffen waren, -
 
Und, kaum zur Thätigkeit gelangt,
Schon feiern, schon feiern, ach, müssen, -
Dich sieht nicht das Aug', das nach Dir verlangt,
Du fern dem Mund, der möcht' küssen:
 
Wie müßig ist solche Feierstund'
Und welche Qual, das zu wissen!
... Wozu zwei Augen mir und ein Mund
Da ich sehn Dich nicht kann, nicht küssen?