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Friederike
(1765-
 
 Brun
1835)
 
 
 
Abendphantasie
 
Süßes Bild,
Schwebst mir vor mit leisem Sehnen!
Klagst mit wehmuthsvollen Thränen,
Tief in Trauerflor verhüllt.
 
Wonnezeit!
Ach! Umstrahlt von Frühlingsmilde,
Froh in Tempe's Lichtgefilde,
Lebt' ich dir, o Zärtlichkeit.
 
Thränen fließt!
Thauend, wie die kleine Quelle
Rieselnd, perlend, Well' an Welle
Über Blumen sich ergießt.
 
Alles schweigt!
Kaum, daß in des Westes Flüstern,
Unterm Schattendach des düstern
Tannenhains, der Halm sich beugt.
 
Holder Traum!
Fliehe nicht auf Rosenflügeln;
Weile an des Baches Spiegeln,
Suche nicht des Aethers Raum.
 
Es entschwand! ...
So entfloh vor Psyche's Kusse
Amor, da mit holdem Gruße
Sie: Geliebter ihn genannt.